Verfahren in den Bereichen Planung und Bau setzen oft auf den direkten Kontakt mit den beteiligten Teams: Warum echter Dialog zu besseren Lösungen und mehr Planungssicherheit beiträgt.

(sta) Begriffe wie Mitwirkung oder Dialog sind  in der Architektur und in der Stadtentwicklung in aller Munde. Das erstaunt, bedenkt man, das der Dialog zwischen Expertinnen, der Politik und der Zivilgesellschaft nicht nur Aufwand, sondern auch Offenheit erfordert und, seien wir ehrlich, recht anstrengend ist. Ganz besonders dann, wenn persönliche Bedürfnisse, Positionen, Fachwissen, Konsens und Konflikte sich gleichzeitig Gehör verschaffen. Vergessen wird dabei gerne die Gefahr, die sich in jedem Dialog anschleicht und die in Interviews oft die Würze sind: Der Dialog, ich meine hier den analogen Austausch zwischen mindestens zwei Menschen, ist nämlich genauso gefährlich wie die Gespräche in den Krimis von Agatha Christie. Der Grund ist einfach: Im Dialog teilt sich der Mensch immer auch selbst mit –  ob er das nun gerade will oder nicht.

Bilder zum Sprechen bringen

In der Abgrenzung zum Monolog oder zur Information erhält der Begriff Dialog an Schärfe: Er ist immer zweiseitig und schafft dadurch erst die Voraussetzung für den Perspektivenwechsel und letztlich für die Verständigung. Das für einen echten Dialog zur Verfügung stehende Material besteht aus fachspezifischen Informationen und aus persönlichen Bildern und Erinnerungen der daran Beteiligten. Die persönlichen Bilder geben sich oft erst durch Nachfrage zu erkennen, weil sie in mental maps abgelegt sind, in Landschaften im Kopf. Karl Schlögel (Im Raume lesen wir die Zeit, 2007) hat dazu treffen bemerkt: “Wer an diese Landschaften im Kopf herankommen will, muss Menschen zum Sprechen bringen, ihren Erzählungen zuhören.”

Sieben Argumente sprechen für mehr Dialog und weniger Anonymität in planerischen Wettbewerbsverfahren:

  • Die Diskussion um Anonymität entfällt;
  • der persönliche Kontakt erhöht die Planungssicherheit und die Akzeptanz für Entscheide;
  • Dialog ist verlässlicher, direkter und ehrlicher als Planinformationen und Architekturbilder;
  • Dialog kann zielgruppen-, zeit- und mittelgerecht als Kontrolle eingesetzt werden;
  • Dialog bricht dem Primat der medialen Vermittlungsqualität von Projekten die Spitze;
  • Dialog macht es einfacher, über gewisse Dinge nicht zu reden;
  • Im Dialog kann ein inhaltlicher Beitrag an die richtige Lösung entstehen.

Damit der Dialog gelingt, helfen folgende Voraussetzungen:

  • Die Form des Dialogs entspricht der Kultur und den Zielen des Veranstalters;
  • das Verfahren wird gleichzeitig ergebnisoffener und wirtschaftlicher;
  • der Dialog findet in einem professionellen kommunikativen Umfeld statt;
  • die Form des Dialogs wird von den daran Beteiligten als echt wahrgenommen;
  • der Dialog wird von einer unabhängigen Person moderiert.