Sieht man über das gegenseitige Schulterklopfen und den austauschbaren Schick in Gestaltung und Sprache hinweg, dann macht der Award für Marketing und Architektur durchaus Sinn: Die eben ausgezeichnete Jugendherberge Scuol steht für die über Jahre aufgebaute, grundehrliche Beziehungsfähigkeit im Bauen und Umbauen von Jugendherbergen; der ausgezeichnete Laden von Ida Gut für eine überzeugende und engagierte Innenarchitektur.

Die Jugendherberge Scuol (2007) hat neben dem Award (10’000 Franken) gleich mehrere Auszeichnungen erhalten; als bestes Hotel und als Gewinnerin des Sonderpreises Green Technology (Architekten: ARGE Sursass). Hinter dem Erfolg stehen die Verantwortlichen der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus in Zürich  – und eine jahrelange, kontinuierliche Arbeit. Als Marketingleistung hat die Jury ein architektonische Einzelobjekt ausgezeichnet, über dessen architektonische Award-Qualitäten man sich streiten kann. Wichtiger ist, dass ein im Spannungsfeld von Architektur und Kommunikation selten anzutreffendes Phänomen ausgezeichnet wurde: die langfristig gedachte, beziehungsfähige, gestalterisch offene und umwelttechnisch aktuelle Architekturvorstellung, die seit Jahren hinter dem Umbau und nun auch beim Neubau von Jugendherbergen in der Schweiz steht.

Schick, aber austauschbar

Die übrigen Bauten, die ausgezeichnet wurden, sind ein Abbild zum Stand der Dinge in Sachen Firmenarchitektur: Hier das stilisierte Abbild eines Gegenstands, das architektonische Ikon der Firma Laufen, das Lavabo als Haus; dort das trendige Interieur, die (selbstverständlich) transparente, schicke Fassade einer selbstverständlich (offenen) Firma: viel Interessantes aber auch viel austauschbarer Schick; wie die Bauten, so die Texte und Lobreden. Dass gute Architektur und Kommunikation die endlos und repetitiv wirkende Marketing-Sprachverwirrung eigentlich gar nicht nötig haben, um zwischen den Disziplinen und den beteiligten Menschen positiv zu wirken, zeigt Ida Gut mit ihrem ebenfalls ausgezeichneten, gleichnamigen Laden mit Atelier: Gut gemacht. Architekt (Froehlich & Hsu, Zürich) und Bauherrschaft (Ida Gut AG, Zürich) haben einfach so und mit wenig Geld verstanden, worum es geht: um Qualität. Gute Architektur ist gutes Branding.