Das diesjährige Kollektiv Forefront Fellowship des Urban Design Forums in New York hat Empfehlungen für eine altersfreundliche Zukunft in der bevölkerungsreichsten Stadt der USA entworfen. Der Bericht unter dem Programmtitel LifeLong liegt vor.

Zur Studie: Lifelong, Our ninth Forefront Fellowship imagines a New York City where older adults can thrive with support and dignity.

sta/Visp/625_Mit der Fellowship 2024–25 haben 28 Fachleute – in der frühen bis mittleren Phase ihrer Karriere – nach Antworten gesucht, wie ältere Erwachsene in NYC als aktive Mitgestalter:innen des städtischen Lebens anerkannt und einbezogen werden können. Die Klasse bestand aus Architekt:innen, Stadtplaner:innen, Designer:innen, Entwickler:innen, Aktivist:innen für das Altern und Künstler:innen. Die Fragestellung lautete: Wie können wir Wohnformen für ältere Menschen neu denken, um stärkere Gemeinschaften zu fördern? Und wie lassen sich andere Räume kreativ gestalten und programmieren, um eine ganzheitliche Fürsorge zu bieten und die Selbstbestimmung älterer Menschen zu stärken?

NYC wird rasant älter

Die demografischen Daten sprechen eindeutig: New York City wird rasant älter. Signifikant wuchs der Anteil an Personen im Alter von 62/65 +. Gleichzeitig ist das Mietwohnungsangebot knapp, die Mietbelastung hoch und die Obdachlosigkeit auf Rekordniveau. Insbesondere ältere Menschen stehen deshalb vor zunehmenden Herausforderungen beim Zugang zu bezahlbarem und altersgerechtem Wohnraum. Ein paar Zahlen (div. Quellen):

2022 stellte die Gruppe 65 + bereits 18 % der Bevölkerung und erfuhr den grössten Zuwachs in der Geschichte der Stadt mit 30 % innerhalb eines Jahrzehnts, das entspricht zahlenmassig dem Zuwachs von 940.000 auf mehr als 1,43 Millionen Menschen.

Das Wohnungsangebot stockt: Zwischen 2010 und 2023 stieg das Wohnungsangebot nur um 4 %, während die Anzahl der Arbeitsplätze um 22 % zunahm.

Viele ältere Erwachsene wohnen alleine und in älteren, nicht barrierefreien Wohnhäusern (z. B. ohne Aufzüge). Rund zwei Drittel leben in Gebäuden mit Treppen, welche die Mobilität und die Teilhabe am sozialen Leben einschränken.

Mehr Obdachlose: Die Zahl der Obdachlosen in NYC stieg im Jahr 2024 um 53 % im Vergleich zu 2023 – angetrieben durch Mietausfälle und den Zustrom von Migrant:innen.

Im Jahr 2022 veröffentlichte das New Yorker Department of Housing Preservation & Development den Bericht Housing Our Neighbors: A Blueprint for Housing and Homelessness, in dem Wohnraum für ältere Erwachsene als dringende Priorität benannt wurde. Im vergangenen Jahr verabschiedete der Stadtrat #AgeInPlaceNYC – ein Gesetzespaket zur Ausweitung von Rechten und zur Verbesserung der Lebensqualität älterer New Yorker:innen.

Treppen sind oft ein Hindernis, um am sozialen Leben teilnehmen zu können (Bild:web).

Senior:innen brauchen mehr als Wohnraum

Das Fellowship Programm 2024-2025 arbeitete mit der Annahme, dass mehr zu tun ist, als das, was die Behörden tun. Zum Beispiel Massnahmen einsetzen, die es ermöglichen, bezahlbaren und zugänglichen Wohnraum zu schaffen, der älteren Erwachsenen stärkere soziale Bindungen, mehr Unabhängigkeit und Autonomie sowie gesundheitliche Vorteile ermöglicht. Zudem soll die Stadt älteren Menschen eine barrierefreie Mobilität ermöglichen und sie speziell im Umgang mit der Klimakrise unterstützen.

Empfehlungen an die Behörden

Das Resultat aus der fachübergreifenden, zehnmonatigen Arbeit umfasst vier programmatische Empfehlungen, verkürzt zusammengefasst lauten sie:

Planen und Bauen für Gemeinschaften: NYC soll im Rahmen von Wettbewerben innovative Wohnformen prüfen: Mehrgenerationenhäuser, Wohngemeinschaften und universitätsbasierte Ruhestandsgemein-schaften – um den vielfältigen Wohnbedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden.

Lösungen für Eingänge und Treppenhäuser: Etwa zwei Drittel aller älteren Erwachsenen in New York City leben in Gebäuden mit Treppen, was ihr Sturzrisiko erhöht und zu einem Vermeidungsverhalten führt. Dieses hält sie davon ab, aktiv zu bleiben. Die Studie fordert deshalb konkrete Lösungen für die Barrierefreiheit in Wohngebäuden.

Sichere Straßen für Senioren: Straßen, die sicher und einfach zu begehen sind, fördern die kognitive Gesundheit älterer Menschen, reduzieren Stress, stärken das psychische Wohlbefinden und verbessern die Selbstständigkeit. Deshalb soll das bereits bestehende Programm Sichere Strassen für Senioren noch intensiviert werden.

Notfallpläne für Klimakatastrophen: Ältere Erwachsene sind überdurchschnittlich stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen – insbesondere in Notfallsituationen. Deshalb sollten Bauvorschriften die Bereitstellung von Wohnraum für ältere Menschen in nicht durch Hochwasser gefährdeten Gebieten priorisieren.

Urban Design Forum: Talente entwerfen die Zukunft zusammen mit den Behörden

Das Urban Design Forum inspiriert New Yorker:innen dazu, eine bessere Stadt zu bauen. Das jährliche Programm Forefront Fellowship fördert und befähigt aufstrebende Führungskräfte in den Bereichen Stadtgestaltung, Stadtentwicklung, Politik und zivilgesellschaftliches Engagement. Jedes Jahr untersucht ein interdisziplinär zusammengesetzter Jahrgang von Talenten, wie die Gestaltung gesellschaftliche oder politische Herausforderungen in New York City adressieren kann – gemeinsam mit einer städtischen Behörde.

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