beta. Die Welt ist seit 2007 zu über 50% urban. Statistisch definierte Urbanität entsteht durch Kommunikation. Die These dazu lautet: Die ideale Stadt, das richtige Projekt, der richtige Stadtraum, das richtige Quartier sind im Zeitalter von Information und Wissen das Material eines Best Urban Space und deshalb immer von temporärer Form.
Die Diskussion um die Entwicklung der Stadt würde zu räumlich geführt, lautet eine Meinung in der Szene der Architektur- und Stadtdenker. Für die anderen ist die Art und Weise, Stadt zu denken, zu wenig räumlich; zu viel virtueller Raum, zu viel Soziologie und Geographie. Schwierig ist sie deshalb, die Verständigung über das Thema. Und das in einer Zeit, in der zum ersten Mal in der Geschichte über 50% der Weltbevölkerung in städtischen Siedlungsgebieten leben. Mehr als die Hälfte von uns, Tendenz steigend, müssten also mindestens eine Ahnung davon haben, wie sie sich über ihre eigene Lebenswelt mitteilen und verständigen können. Oder ist das alles nur akademische bzw. statistische Spielerei? Fest steht: Das Phänomen Stadt betrifft die Welt und ihre Bevölkerung in einem noch nie da gewesenen Ausmass. Stadt ist ein Issue, ein öffentliches Thema, das in den Köpfen drin ist und darauf wartet, in unterschiedlichen Situationen aktiviert und verräumlicht zu werden.
Wettingen will auch Stadt sein
Von der Welt zurück in die Schweiz: Verständlich also, will auch Wettingen, ein städtisches Dorf im Kanton Aargau, geht es nach dem politischen Willen seines Stadtvaters, offiziell “Stadt” sein und so genannt werden. Können die das überhaupt? Das ist eine Frage an die Kommunikation, an den Sinn und Unsinn der politischen bzw. der öffentlichen Kommunikation zur Stadt? A propos: Aus dieser Perspektive heraus wird die Diskussion zur Stadt zu wenig räumlich geführt. Im Zeitalter der Stadt müsste PR, Public Relation, endlich verräumlicht werden: Urban Relation heisst die Aufgabe. Ihre Hauptaufgabe ist es, zwischen dem umfassenden Phänomen der Stadt und der gebauten Architektur Verbindungen herzustellen – eine Art Best Urban Space (BUS).
BUS fahren
BUS fahren ist eine ernste Angelegenheit und mehr als eine neue Technik in der Kommunikation. Im BUS werden urbanistische Macht- und Verhandlungsräume sichtbar, als öffentlich zugängliche oder privat abgeschlossene Kommunikationsräume und gemeinsame Ressourcen von Individuen, Firmen und stattlichen Institutionen zur Diskussion gestellt. Räumliche Orientierung, Identifikation und Aufmerksamkeit sind die harte Währung im Management von geplanter Kommunikation im öffentlichen Stadtraum. BUS benennt Kommunikation im öffentlichen Stadtraum als Verhandlungs- und Gestaltungsaufgabe innerhalb von situativen, räumlichen Grenzen. Und die Architekten? Sie haben im Geschäft um Aufmerksamkeit auch eine Aufgabe: Sie sind die Spezialisten darin, Kommunikation zu verräumlichen, Instrumenten und Massnahmen ihre räumliches Gewand zu geben.
Best Urban Space (BUS)
Eine erste Prämisse zu einem kommunikativ strategisch gedachten und räumlich konkret umgesetzten idealen Stadtraum lautet: Entwicklungen werden nicht geplant und gesteuert, sie finden statt. Der Satz aus dem französischen Pavillon an der Architekturbiennale in Venedig 2006 hat seine Gültigkeit behalten: Es gibt keine allgemeine Gültigkeit, was die Stadt ist, braucht und kann. Immerhin: Es gibt einige gültige Phänomene. Das Emblem zu dieser idealen Stadt, die nicht ausschliesslich aber vor allem aufgrund von Kommunikation als Form und Material im urbanen Raum entsteht, sieht einfach aus: Ein Rechteck mit einer durchgehenden Wellenlinie. Entwicklungen finden statt, irgendwo und irgendwie zwischen den beiden Punkten, wo die Welle auf die Gerade trifft. Darin liegt der Anteil, den wir steuern, planen, gestalten und kommunizieren können. Irgendwie müssen wir sie ja festhalten können, unsere Stadt.