Als Prozess des Urbanen ist die Stadt Luzern derzeit vor allem an ihren Rändern spannend. Am Südpol ist der Neubau der Hochschule Luzern – Abteilung Musik geplant. Die Enzmann Fischer Architekten (einmal mehr) und das Büro Konstrukt aus Luzern haben in einer engen Zusammenarbeit den privaten Wettbewerb für sich entschieden. Der vollständige Artikel ist erschienen in: werk, bauen+wohnen, Ausgabe 7/8 2014.

sta. Die Vision „Luzern Süd“ will die Allmend in den nächsten Jahrzehnten in einen Stadtpark und den Siedlungsbrei zwischen Eichhof und Horw Mitte in ein Stadtquartier verwandeln. Nach der Bruchlandung der „Salle Modulable“ 2009 entschied sich die Abteilung Musik der Hochschule Luzern, ihre vier über die Stadt verteilten Standorte im Alleingang, am Rand der Allmend, zusammenzuziehen. Das Resultat aus dem privaten Wettbewerb zeigt einmal mehr, wie gut Enzmann Fischer Architekten die Luzerner Wettbewerbs-Szene beherrschen. Die Liste der bisherigen Erfolge ist eindrücklich: Armee-Ausbildungszentrum (1993), Siedlung EBG (2003), PHZ/ Universität (2005), Stadtarchiv (2011), Siedlung Himmelrich 3 (2012), Hochschule Luzern – Musik (2014).

Fassade_Ausschnitt

Bildtransformation als Strategie

Die Umwandlung von Industriebrachen in Kulturstandorte ist mittlerweile ein etabliertes Basiskonzept so genannt “guter” Stadtentwicklung. Das Siegerprojekt zeigt, dass die entsprechende Strategie im Entwurf keine bauliche Brache voraussetzen muss, eine inhaltliche Bildtransformation kann ebenso erfolgreich sein: So haben die Architekten die Raumstruktur, den Grundriss und die Fassade ihres Projekts bildlich vom ikonisch-monumentalen Erbgut “Industriehalle” abgeleitet und ihr Entwurfsresultat auf ein noch unbebautes Gelände gesetzt. Das Resultat: Eine Musikfabrik in einem von Gewerbe- und Industriebauten geprägten Umfeld am Stadtrand. Das Lob der Jury für die gewählte Entwurfsstrategie überrascht keineswegs: Wünschte sich doch die Musikhochschule als künftige Mieterin selbst eine Architekturlösung, die an ein „Kraftwerk“ erinnert, und nicht etwa an ein Schulhaus. Ausgangspunkt des Entwurfs “echea” (Klangschale) bildet ein mehrgeschossiges Foyer mit der Haupterschliessung. Beidseitig der Halle reihen sich einzelne Räume in Schichten auf. Die drei geforderten Musiksäle sind aus Gründen der Akustik einzelne Haus-in-Haus-Konstruktionen. Im Innern überlässt die Architektur ihre Wirkung einer konsequent eingehaltenen Rauheit aus Beton. Die Fassade ist aus Klinker (vgl. Bild).

Design-to-cost

Die Design-to-cost-Vorgabe für die Baukosten der rund 9000 m2 Hauptnutzfläche lautet 70 Mio. Franken. Das Siegerprojekt wurde im selektiven Verfahren mit offener Präqualifikation und anonymem Projektwettbewerb für acht Generalplanerteams erkoren. Schräge Töne, öffentlichen Widerstand durch den SIA (“So nicht!”, TEC 21, 26/13) und einen Rückzug der beteiligten Ingenieure löste die Ausloberin und Investorin  die Luzerner Pensionskasse LUPK – aus, nachdem sie die Honorarkonditionen für die Fachplaner nicht nur unterschiedlich hoch, sondern bereits in der Präqualifikation festlegt hatte. Verfahrenstechnisch ausgedrückt: “In Anlehnung an SIA 142 wurden Art. 17 und 27 abweichend geregelt”. Der Qualität der Projekte haben die schrägen Töne nicht geschadet. Rang 1 und 2 wurden in einem zusätzlichen anonymen Verfahrensschritt bereinigt. Verläuft die Umsetzung wunschgemäss, erklingt die neue Ausbildungswerkstatt erstmals 2019.

Credits

Ausloberin: Luzerner Pensionskasse (LUPK). Fachjury: Marie-Theres Caratsch (Vorsitz), Hochschule Luzern; Urs Mahlstein, Kanton Luzern; David Leuthold, Zürich; Andrea Roost, Bern; Beat Waeber, Lachen. Ergebnis: 1. Rang: ARGE Enzmann Fischer & Büro Konstrukt, Zürich/Luzern; 2. Rang: Gigon/Guyer Architekten, Zürich; 3. Rang: Buol & Zünd Architekten, Basel; 4. Rang: Lussi + Halter Partner, Luzern; 5. Rang: Caruso St. John Architects, Zürich. Weitere Teilnehmende: EM2N Architekten AG, Zürich; Mateo Arquitectura, Zürich-Barcelona.