Das Aquila-Hochhaus beim Bahnhof in Pratteln ist der erste grosse Bau in der Schweiz mit einer Fassade aus feuerverzinkten Stahlblechen. Gebaut haben ihn die Basler Architekten Christ & Gantenbein 2009-2016.

Pratteln. Nein, liebe FCB Fans, das ist nicht der St. Jakob-Turm im Joggeli, in schwarz-weiss fotografiert. Aber ja, richtig, liebe FCB-Fans: Diese Fensterschlitze habt ihr dort auch schon gesehen. Und die Architekten Christ & Gantenbein, die für Pratteln den Bahnhofsturm entworfen haben, waren auch schon Mitarbeiter bei HdM in der Hauptstadt. Gelernt haben sie dort u.a. wie man ikonische Bauten entwirft. So gesehen, blinzeln sich die beiden Basler Türme, 15 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt, doch recht neckisch zu. Die Hackordnung bleibt dabei selbstverständlich unangetastet: Der Stadionturm der Meister aus Basel ist 71 Meter, das Aquila-Hochhaus der Schüler mit seinen 19 Geschossen ‘nur’ 66 Meter hoch.

Stilisierter Adler

“Bruce Lee” sollte das Hochhaus am Prattler Bahnhof gemäss Architekturwettbewerb 2008 heissen. Im Herbst 2012 wurde das Projekt, wieso auch immer, umbenannt. Aquila heisst Adler auf Italienisch und Lateinisch, der Adler ist das Prattler Wappentier. Über der Erde bietet der Turm eine Sockelnutzung mit Shops und Läden bis 350 m², darüber sind im dreigeschossigen Flügelbau 2640 m² Bürofläche angeordnet. Vom 4. bis 19. Geschoss werden Wohnungen gemietet. Die knappste architektonische Würdigung des Bauwerks ist im Netz in English zu finden:

The shape of the high-rise located at Pratteln’s station square benefits from a high recognition potential, while being the result of very pragmatic studies, reducing the noise emitted from the railways. The building consists of two main parts: a podium forming a welcoming gesture towards the station with its two cantilevering wings, providing space for offices and shops, and a 20-storey tower organised in a fan shape allowing 76 apartments expanding from the northern access core southwards.The shiny metallic skin of the facade emphasises the building’s sharp contours and embeds it in its industrial surroundings.

Feuerverzinktes Stahlblech: Behandelt wie ein rohes Ei

Ikonische Bauten stilisieren durch ihre Form und Materialisierung, was sie architektonisch bedeuten wollen. In Pratteln verfolgte das Architekten-Duo diese Intention mit der drei Millimeter dicken Metallhaut: Sie soll auf die nahe Eisenbahn und die industrielle Vergangenheit Prattelns, das heute 16’000 Einwohner zählt, verweisen. Die unterschiedlich starke Färbung und Musterung der Platten entsteht bereits beim Verzinken. Jedes Blech sei anders, sagen die Architekten. Monate Hochspannung am Stück – die Konstruktion, Produktion und Montage der anspruchsvollen AQUILA­ Fassade war für alle Projektbeteiligten eine Herausforderung. Die Fassade des imposanten «Adlers» ist deshalb ein echtes Unikat, bei dem nicht weniger als 160 Tonnen Stahlblech mit einer Gesamtfläche von 5050 m2 verbaut wurden. Das entspricht etwa der Grösse von 26 Tennisplätzen.

Die Fenster machen Sinn

Übrigens, liebe FCB-Fans: Die Form von Aquila ist darauf ausgerichtet, dass das Gebäude den Bahnlärm so gut wie möglich abgleiten lässt: Die Architekten platzierten deshalb das Hochhaus mit der breitwinkeligen Seite zum Bahnhof, so dass der Schall des Zugverkehrs zunächst an dieser exponierten und zugleich geschlossenen Gebäudefront gebrochen wird. Nur sukzessive öffnet sich deshalb von dieser Gebäudekante aus auf jeder Etage ein Fensterband, um sich auf der dem Bahnhof abgewandten Seite auf Zimmerhöhe zu weiten. Und: Bauherrin des Adlers ist der Immobilienfonds UBS Sima, in Basel hat dieser schon zuvor Hochhäuser gebaut  übrigens auch den St. Jakob-Turm.