Zuhause bei der Lebensforscherin.

LinkedIn stellt Eva Lobach als Life Eplorer at Home vor. Der Hintergrund: Ausbildung als experimentelle Psychologin, mehrjährige Lehr- und Forschungstätigkeit in Mathematik und Spezialisierung auf intuitive Entscheidungsfindung. 2019 entschied sie sich, von Amsterdam wegzuziehen und am Vuursteenhof in Oosterwold Almere ihr eigenes Haus zu bauen.

Das Haus, das Eva bewohnt, hat fünf Ecken. «Die Form kommt dem Kreis sehr nahe», erklärt sie mir. Der schmale Holzpfad, der an der Fassade entlang, über dem Niveau des Gartens angebracht ist, unterstützt die Idee. Er führt fast um das ganze Haus herum, verbindet zwei Terrassen miteinander und eignet sich ebenso als trockener Verbindungsweg wie als Sitzbank. Die Frühlingssonne verführt uns dazu, zum Tee draussen zu sitzen. «Wichtig ist mir, dass das Haus gleichzeitig offen ist und mir Schutz geben kann», sagt Eva. Drinnen wohnt sie auf 63 Quadratmetern in einem Raum, der über vier Meter hoch ist. Hinzu kommt ein Bereich mit den Nasszellen und dem Entrée. Über dem Bett ist eine zweite Schlafgelegenheit an die Decke gehängt. Ein leichtes Möbel dient als Treppe. Tisch und Sofa unterteilen den Raum, grosse Panoramafenster sorgen für Aussichten und viel Licht: Im Fünfeckhaus hat alles hat seinen richtigen Platz. Durch die Grundrissform befinden sich die einzelnen Wohnbereiche gefühlt nicht im gleichen Raum, sondern quasi gleich um die Ecke. Die räumlichen Beziehungen sind fliessend, das Haus lädt ein, sich darin zu bewegen.

Und weshalb hat dich Oosterwold Almere überzeugt? «Die Transition-Town-Bewegung, angeführt durch den Umweltaktivisten Rob Hopkins, hat mich schon einige Jahre zuvor auf diese Entscheidung vorbereitet», erinnert sich Eva. Als sie vom Experiment Oosterwold erfuhr, sei für sie schnell klar geworden, dass sie hier finden würde, wonach sie in Amsterdam vergeblich gesucht hatte: «die Möglichkeit, unabhängig von fossilen Brennstoffen und auf der Landschaft ein selbstbestimmtes, selbstorganisiertes Leben in einer ökologiefreundlichen Gemeinschaft zu führen. Zudem hat mich die Vorstellung, mein Haus nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können, so richtig gepackt.»

 

DAS FÜNFECKHAUS, Baujahr 2019. Das Haus, das leicht über dem Gartenniveau ‘schwebt’, gehört der Präsidentin der Tiny-House-Farm im Vuursteenhof in Oosterwold. Der Name «Hof Feuerstein» hat mit der ringförmigen Siedlung und der Archäologie des Ortes zu tun: Schon vor 6’000 Jahren sollen hier Menschen gelebt haben.

Eva ist eine aufmerksame Zuhörerin. Und sie erzählt lebendig, was sie im Zusammenleben mit den Nachbarn so alles erlebt. Im Verein Tiny-House-Farm ist sie Präsidentin. Mitglieder des Vereins sind alle 31 Haus-Parteien, die am Vuursteenhof eine ringförmige Siedlung bilden. In der Mitte, die von einem Wassergraben umgeben ist, befindet sich das Gemeinschaftshaus mit Küche, Waschküche, Aufenthaltsraum und Fitnessraum. «Im Unterschied zu anderen Orten in Oosterwold waren das Siedlungs- und Umgebungskonzept, das Gemeinschaftshaus und die gemeinsam gelöste Entsorgung beim Kauf bereits vorgegeben», erklärt Eva. So wird klar, weshalb die Siedlung einen besonders aufgeräumten und gestalteten Eindruck hinterlässt. Den Verein und seine Aktivitäten brauche es trotzdem weiterhin: gemeinsame Arbeitstage, regelmässige Sitzungen, Sharing-Angebote. «Für spontane Anfragen, Einladungen oder Tätigkeiten im Gemeinschaftshaus hat sich unsere WhatsApp-Gruppe bewährt», berichtet sie und bucht gleich kurzfristig noch die Waschmaschine. Und was geschieht bei Konflikten? Den Mitgliedern gehe es natürlich zuerst um das eigene Haus. «Themen wie Strassen oder Vorplätze, die zusätzliche Kosten verursachen, sind unbeliebt, der Umgang mit ihnen schwierig». Die Präsidentin bleibt gelassen: «Bisher haben wir alle Konflikte selbst gelöst.»

Im Gemeinschaftshaus habe ich etwas Zeit. Ich studiere den Billardtisch, er ist auch ein Tischtennistisch. Danach sitzen wir direkt am Wasser, schauen den Enten beim Plantschen zu und tauschen die Themen aus, die Oosterwold in naher Zukunft beschäftigen: Ungeliebte Sightseeing-Touren auf den öffentlichen Wegen zwischen den Parzellen; die künftige Regelung und Kontrolle der Abwasserentsorgung; die Umsetzung der Vorgaben zur urbanen Landwirtschaftsnutzung in den Privatgärten: «Beim Gartenthema muss ich wohl zuerst bei mir anfangen», lacht sie, obwohl ihr Waldgarten bereits angepflanzt ist. Private Landwirtschaft benötige Zeit. Nebenbei absolviert Eva Lobach in Amsterdam ihr Studium im kreativen Schreiben. Für das Foto setzt sich die Life Eplorerin at Home entspannt in den Sessel, der an einer der fünf Hausecken unter dem Panoramafenster steht: Der blaue Himmel, der leichte Wind und die rot weissen Storen erinnern mich an die Nordsee. «Meine nächste Reise geht nach Albanien», erzählt sie mir zum Abschied.

Die Studienreise wir durch die Stiftung Otto Pfeifer unterstützt.